Bonolino im Marianengraben

An einem kalten Dezembermorgen fand ich eine Flaschenpost von KliKla neben dem Buddelschiff auf meinem Badezimmerregal. Es war schon einige Zeit ins Land gegangen, seit ich das letzte Mal etwas von dem Klabautermännchen gehört hatte.

KliKla setzte mich darüber in Kenntnis, dass im Marianengraben – das ist eine Tiefseerinne rund 2.000 Kilometer östlich der Philippinen – ein Raucher beschlossen hätte, das Rauchen aufzugeben. Die in der Tiefsee ansässige Tierwelt bat mich nun darum, den Raucher vom Gegenteil zu überzeugen. Hö? Warum das denn? Rauchen ist doch, wie jedes Kind weiß, extrem ungesund! Und wie sollte es überhaupt möglich sein, unter Wasser zu rauchen? Schnell schaute ich im Internet nach und wurde fündig. In der Tiefsee gibt es sogenannte Schwarze, Weiße und Klare Raucher. Dabei handelt es sich nicht etwa um Zigaretten rauchende Menschen, sondern um Schlote – schornsteinartige Gebilde – aus denen heißes Wasser hervorsprudelt. Zusammen mit dem heißen Wasser tritt eine große Anzahl an Mineralstoffen und Schwermetallen aus, die sich mit dem kalten Tiefseewasser vermischen und als dunkle, helle oder klare Rauchwolken aufsteigen. Die Farbe der Rauchwolken hängt unter anderem von der Zusammensetzung der austretenden Stoffe ab.

Der Marianengraben ist mit seiner tiefsten bekannten Stelle von etwa 11.000 Metern der tiefstgelegene Meeresgrund der Erde. Das muss man sich mal vorstellen! 11 Kilometer bis ganz nach unten! Dorthin konnte ich unmöglich schwimmen, denn den Druck, den die schieren Wassermassen dort ausüben, kann kein Landlebewesen aushalten. Deshalb musste mir mein Planschbecken „Tümpel“ mal wieder zur Seite stehen! Ich hatte es in der Vergangenheit einmal zu einem Raumschiff umfunktioniert und war mit ihm zum Sternbild „Großer Hund“ geflogen. Jetzt verwandelte ich es in ein gelbes Spezial-Tiefsee-U-Boot und machte mich zusammen mit MauMau und Türülü auf den Weg. Im Pazifischen Ozean angekommen, gingen wir auf Tauchgang.

Bonolino taucht mit seinen Freunden in einem umgebauten U-Boot in den Marianengraben ab.

Es dauerte ziemlich lange, bis wir auf dem Meeresboden ankamen. Während der Reise nach unten begegneten uns die abenteuerlichsten Wesen: Drachenfische mit langen spitzen Zähnen, Anglerfische mit leuchtenden Laternchen auf dem Kopf, Riesenasseln und Scheibenbäuche, Vampirtintenfische mit umhangartigen Häuten zwischen den acht Armen, Riesenkalmare und Blobfische. Je weiter wir nach unten tauchten, umso dunkler wurde es, bis rein gar nichts mehr zu sehen war – kein Lichtstrahl drang bis hierher durch, tiefschwarze Nacht herrschte am Meeresboden. Plötzlich tauchte ein riesiger Schwarm Quallen vor uns auf. In ihren Schirmen befanden sich acht leuchtende, durch rote Leitungen miteinander verbundene, glühbirnenartige Gebilde, so dass wir nun etwas mehr von der Umgebung erkennen konnten. Ihre Anführerin bedeutete uns, ihnen zu folgen. Die Leuchtquallen leiteten uns zu einer aus mehreren Röhren bestehenden Gestalt. Aha! Das war also ein Raucher! Ein Schwarzer Raucher offenbar, denn als er abrupt zu husten begann, stieß er dabei dunkle Wolken aus.

„Hallo, Bonolino!“, keuchte der Schwarze Raucher. „Ich heiße Smokey und möchte mit dem Rauchen aufhören. Kannst du mir dabei helfen?“

„Nein! Bitte nicht!“, riefen unzählige Bakterien, Bart- und Röhrenwürmer, Spinnen- und Yetikrabben, Krebse, Muscheln, Seesterne und sonstige Kreaturen, die sich rund um und an Smokey selbst angesiedelt hatten. Ich wusste gar nicht, dass in derartigen Tiefen überhaupt und dann auch noch so viele Lebewesen existieren konnten!

„Warum denn nicht?“, fragte Türülü in die Runde. „Rauchen ist ungesund und verpestet, wie es scheint, nicht nur die Luft, sondern auch das Wasser.“

„Genau dieser Meinung bin ich auch“, schnaufte Smokey. „Ich will das Meer ja gar nicht verschmutzen! Hier schwimmt schon genug Plastik rum, da will ich die Situation nicht noch verschlimmern.“

„Aber du rauchst doch gar nicht wirklich“, piepste eine Hoff-Krabbe mit starker Brustbehaarung. „Deine Wolken bestehen nicht aus Tabak, sondern aus Stoffen, die für uns lebenswichtig sind!“

„Wie das?“, wunderte sich MauMau.

„Da es hier unten kein Sonnenlicht gibt, wachsen hier keine Pflanzen, von denen wir leben könnten. Unsere Energie beziehen wir daher aus verschiedenen Stoffen, die in Smokeys Wolken enthalten sind“, erklärte eine Bakterienkolonie, die sich in den Kiemen einer Muschel angesiedelt hatte. „Diese Energie stellen wir auch unseren tierischen Freunden zur Verfügung, die uns im Gegenzug Unterschlupf bieten. Das nennt man Symbiose!“

„Ach, so ist das!“, meinte ich. „Wenn Smokey aufhört zu qualmen, müsst ihr alle verhungern?“

„Jaaaa!“, jammerte die gesamte Tiefseegemeinschaft.

„Och! Das habe ich nicht gewusst und nie auch nur geahnt, dass ich für euch so wichtig bin!“, staunte Smokey und rülpste aufgeregt eine kleine dunkle Wolke aus. „Dann schmauche ich natürlich gerne weiter! Würde ansonsten auf Dauer ja ziemlich einsam hier unten, was? Und wenn es dem Meer nicht schadet, umso besser!“

„Juchhuuuu!“, jubelte es nun von allen Seiten.

MauMau, Türülü und ich verabschiedeten uns, verließen den Marianengraben und machten uns wieder auf den Heimweg.

Zu Hause angekommen, entdeckten wir eine Kolonie roter Käfer mit schwarzen Punkten auf dem Rücken, die behaglich in einer Ritze des Fensterrahmens überwinterte.

„Das ist ganz eindeutig ein Marienkäfergraben!“, lachte Türülü. „Und zum Glück sind hier alle Nichtraucher!“

Amsel Türülü entdeckt am Fensterrahmen viele überwinternde Marienkäfer


Weblinks: Wikipedia


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Nichtraucher-Kurse

Für Menschen hingegen ist und bleibt Rauchen eine höchst ungesunde Angelegenheit! Wer es sich abgewöhnen möchte, findet in unserer Präventionskurs-Datenbank zahlreiche Kurse zum Thema „Rauchfrei“ bzw. „Nichtraucher“.