Bonolino und die Künstliche Intelligenz
KAI – Kreative:r, ausgezeichnete:r Ideengeber:in – so hieß das schlaue Computerprogramm, das mir bei meiner Arbeit behilflich sein sollte. Eine KI also. Eine Künstliche Intelligenz mit ganz vielen Doppelpunkten, da die Entwicklerinnen und Entwickler sich nicht entscheiden konnten, ob sie „einen“ Intelligenzbolzen oder „eine“ Intelligenzbestie geschaffen hatten.
Um eine persönliche Teamatmosphäre zu schaffen, beschloss ich, KAI lieber mit Kai anzusprechen. Außerdem sollte niemand in seinem Vornamen ausschließlich Großbuchstaben vorfinden – denn das könnte womöglich größenwahnsinnig machen, nicht wahr? Kai sollte mich jedenfalls bei der Erstellung und Gestaltung meiner Erlebnis- und Expeditionsberichte kreativ unterstützen. Nicht, dass ich Hilfe nötig hätte! Auf gaaar keinen Fall! Aber ich war einfach neugierig, was so ein Programm zu leisten vermag.
„Hallo, Kai“, ich räusperte mich. „Bitte überarbeite meinen allerersten Erlebnisbericht Bonolino und Croqui auf ansprechende und interessante Weise.“
Mein Computermonitor schüttelte sich einen Moment lang, dann erschien folgende Antwort von Kai auf dem Bildschirm: „Croqui war ein freundliches Krokodil am Nil, das sich gerne und viel die Zähne putzte, weil es auf das dritte Gebiss so lange wie möglich verzichten wollte. Süßigkeiten konnte es daher gar nicht leiden. Und so hatte Croqui neben seinem Maul ein Schild mit aufgemaltem Zuckerwerk und dem Schriftzug ‚Wir müssen leider draußen bleiben!‘ errichtet.“
„So ein Quatsch!“, schimpfte ich und haute meine Meinung missmutig in die Tasten. „Das genaue Gegenteil ist der Fall! Kai, bitte gib dir mehr Mühe!“
Kai antwortete: „Es war einmal ein blaues Nölpferd...“
„Wie bitte?“, unterbrach ich Kai. „Ich nöle nicht. Ich korrigiere nur deine Fehler!“
„Du nölst rum, weil dir meine Antworten nicht passen. Du bist ein Nölpferd.“
„Ich nöle überhaupt nicht rum! Croqui hatte Zahnschmerzen. Nochmal von vorn.“ Ich meinte, Kai verschnupft schnaufen zu hören. Hö? Das war doch gar nicht möglich! Kai konnte doch gar nicht reden, nur schreiben.
„Es war einmal ein Krokonöl...“
„NEIN!!! Lass es sein! Hier wird nicht genölt! Croqui hatte laut geplärrt!“
„Es war einmal ein Krokogröl...“
„Wenn du mit dem Blödsinn nicht aufhörst, schalte ich dich ab“, drohte ich Kai empört.
„Du bist intolerant, Bonolino. Eine Kreative Intoleranz. Sei bitte nicht so ablehnend mir gegenüber, das tut mir weh!“ Oha! Die Künstliche Intelligenz zeigte Gefühle! Damit hatte ich nicht gerechnet. Jetzt fühlte ich mich irgendwie schuldig.
„Das tut mir leid, Kai, das war wirklich nicht meine Absicht! Wechseln wir einfach das Thema. Erzähl mir bitte etwas über meine Freunde MauMau, Knabber und Türülü.“
„Das Nullpferd Bonolino hatte mit seinen Freunden noch eine Rechnung offen: die Katze MauMau plus das Eichhörnchen Knabber plus die Amsel Türülü. Das ergibt summa summarum drei Tiere und eine Null. Du weißt schon – Nullpferd. *KICHER*.“ Hmmmpfff. Mathematisch zwar korrekt, aber inhaltlich totaler Stuss. So funktionierte das nicht. Wie kann eine Künstliche Intelligenz so dämlich sein? War ich unfair Kai gegenüber? Oder veräppelte Kai mich gar? Stellte ich vielleicht die falschen Fragen?
Kai kicherte. Das hatte ich jetzt aber gehört! Kai kicherte? Keine Künstliche, sondern eine Kichernde Intelligenz? Ahaaa! Alles klar! So langsam keimte ein Verdacht in mir auf…
„Du hörst dich ein bisschen an wie eine Katze. Bist du ein Catbot?“, klimperte ich mit Unschuldsmiene in die Tastatur.
„Catbot? Nein!“, kam die prompte Antwort. „Außerdem kannst du mich gar nicht hören.“
„MauMau! Hab ich’s doch gewusst!“ Ich lachte und schaute mich in meinem Büro um. „Wo steckst du kleiner Racker? Bist du jetzt unter die Hacker gegangen?“
MauMau lugte hinter einer Topfpflanze hervor und grinste mich breit an. „Ich habe mit der KI zusammen trainiert, damit sie dir spaßige Antworten gibt. Sie ist jetzt also ein generativer, durch eine Katze vortrainierter Transformer – ein CatGPT.“
„Aber ist ein CatGPT nicht gleichzeitig auch ein Catbot? Sonst könnte ich ja gar nicht mit Kai chatten. Oder sollte ich jetzt lieber ‚catten‘ sagen?“
„Versuch’s doch mal mit Maunzen“, kicherte MauMau.
„Genug gescherzt“, sagte ich mit erhobenem Zeigefinger. „Wie soll ich denn mit Kai zusammenarbeiten, wenn dabei nur Unfug rauskommt? Ich habe einen ernst zu nehmenden Beruf!“
„Schon klar. Aber manchmal ist es gut, wenn man nicht nur sich selbst, sondern auch eine KI nicht allzu ernst nimmt. Man mag es zwar kaum glauben, aber auch Künstliche Intelligenzen können sich irren und halluzinieren. Sie sind nicht allwissend und verwechseln schon mal ein paar Dinge. Deshalb muss man deren Antworten auch immer überprüfen und hinterfragen. Aber sie können dir auf jeden Fall ein paar kreative Ideen liefern.“
„Die Ideen, die mir Kai geliefert hat, sind ja wohl komplett für die Tonne. Gar nicht o. k., sondern k. o. durch KI“, maulte ich.
„Stimmt“, antwortete MauMau. „Aber ich verstehe andererseits auch nicht, warum du deine Abenteuer und Erlebnisse im Nachhinein aufpolieren willst. Du hast sie doch genau so erlebt!“
Auch wieder wahr. Ich sollte lieber authentisch bleiben. Das löste aber nicht das Problem, dass ich mir intelligente Unterstützung bei der Arbeit wünschte. Ich wagte einen letzten Versuch und fragte Kai: „Bist du schlau? Kannst du mir all meine Fragen korrekt beantworten?“
Der Bildschirm wackelte wieder: „Frag lieber MauMau!“
Ich musste aus vollem Halse lachen. So blöd war Kai dann also doch nicht.
Weblinks: Wikipedia
Chatbot Rubi
Wenn Ihr auch mal eine KI ausprobieren wollt, könnt Ihr auf unserer Homepage unserem freundlichen Chatbot Rubi Fragen zu Krankenversicherungsthemen stellen (was anderes wurde ihm nicht beigebracht ;-). Er ist noch jung, und ihm können auch mal Fehler unterlaufen, aber er lernt ständig hinzu. Er hält auf unseren Internetseiten in der rechten unteren Ecke ein Nickerchen . Aber wenn Ihr auf das -Symbol klickt, ist er sofort hellwach und freut sich auf Eure Fragen!