Bonolino und Rotbart
Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass selbst die Gewitztesten in der Tierwelt hin und wieder Unterstützung benötigen.
An einem schönen Frühlingstag, ich war gerade dabei, meinen Garten auf Vordermann zu bringen, bekam ich Besuch von Reineke Fuchs. Er hieß Rotbart, ließ sich aber gerne Barbarossa nennen, weil sich das nach viel mehr anhört. Der sympathische rote Bursche hatte eine erstaunliche Bitte.
„Duuuuuu. Bonolinooooo. Kannst du mir vielleicht helfen? Aber nur, wenn es dir nichts ausmacht.“
„Worum geht es denn?“
„Och … die Katzen aus der Nachbarschaft sind extrem frech und aufsässig. Die vermöbeln mich hin und wieder … Kannst du nicht MauMau sagen, dass sie den Katzbürsten sagen soll, dass sie das sein lassen sollen?“
„Hö? Echt jetzt? Du hast Angst vor Katzen?“, fragte ich erstaunt. „Du bist doch quasi ein Hund!“
„Na und? Recht hat er!“, ertönte die Stimme des Nachbardackels Knickebein. „Die Katzen sind eine echte Plage! Nirgendwo kann man sein Beinchen heben, ohne dass einem so ein Kratzschnurrer in den Hintern beißt!“
Rotbart nickte Knickebein mitfühlend zu.
„Und warum ist das so?“ MauMau kam gerade um die Ecke auf uns zu. „Ich habe gehört, dass ihr beiden den Katzen und den Igeln das Futter wegfresst, das man für sie vor die Tür gestellt hat.“
„Ach ja?“ Rotbart reagierte unwirsch. „Warum stellt man denn für mich kein Fresschen vor die Tür? Das ist unfair! Ich habe auch Hunger! Und was heißt denn hier überhaupt IHR? Bedienst du dich etwa auch an den Futternäpfchen, Knickebein?“
Knickebein druckste rum: „Ich habe halt einen gesunden Appetit.“
„Appetit und richtiger Hunger sind aber zweierlei Paar Schuhe, Knickebein“, mischte ich mich ein. „Du solltest dich da besser mäßigen.“ Knickebein grummelte unzufrieden vor sich hin.
„Ich bin auf deiner Seite, Rotbart, solange du mir die aufdringlichen Marder vom Hals hältst!“, rief Knabber aus seinem Kobel herab. „Dann besorge ich dir auch regelmäßig Futter!“ Rotbart strahlte das Eichhörnchen an: „Wir Roten müssen zusammenhalten, was?“
„Gilt das auch für Rotwild?“ Eine Hirschkuh war in meinen Garten getreten und beäugte hungrig ein paar leckere Rosenknospen.
„Yoh!“ Ich fügte mich in mein Los. „In meinem Garten eröffne ich demnächst eine Tiertafel für alle roten Schicksalsgenossen! Aber rein vegetarisch!“
„Okay, okay. Dann lasse ich mich auch nicht lumpen. Ich sage meinem Kumpel, dem Wildkater Ratz, Bescheid, dass er den Nachbarskatzen gut zumaunzt und auf Abstand hält. Sollst dein Fresschen haben“, sagte MauMau.
„Und ich fliege auf Patrouille, damit kein Unbefugter Katzen-, Igel- oder Fuchsfutter klaut, und versorge die Rotschwänzchen und Rotkehlchen!“, rief Türülü.
„Ich hoffe, du siehst das mit den Farben nicht so eng“, zwitscherte Heinrich, die Blaumeise.
„Genau!“, lachte der Grünfink Albert.
Knickebein schlurfte missmutig von dannen. Eine Diät würde dem wohlgenährten Dackel ganz gut tun. Mir auch, aber daran mochte ich jetzt nicht denken.
„Ich will ja nicht unverschämt erscheinen, aber wenn alle Futter erhalten, fällt doch bestimmt auch noch ein bisschen für meinen Freund, den Dachs Grimbart, ab? Wir teilen uns eine Höhle, und er hat wie ich viele hungrige Mäuler zu stopfen.“
Ich musste lachen: „Für Rot- und Grimbart wird gesorgt werden, keine Sorge! Und auch für Meister Lampe, Meister Petz, Isegrim, Adebar und wie sie alle heißen! Eine fabelhaft kunterbunte Tiertafel für alle!“
Nun, da hatte ich mir ja einiges vorgenommen! Aber mit der Hilfe meiner Freunde und aufrichtiger wie dauerhafter Einsatzbereitschaft ließ sich alles schaffen, da war ich mir ganz sicher!
Knabber hatte abends ausnahmsweise für mich gekocht. Und was gab es? Natürlich Rotkohl ...