Bonolino hört ein Huh!

Die vergangenen Sommer sind recht heiß gewesen und so überlegte ich mir zu Beginn der warmen Jahreszeit, einige Tage auf Island zu verbringen. Denn dort ist es auch im Juli und August eher frisch.

Also schnaubte ich einmal, wackelte dreimal mit den Ohren und landete unverzüglich auf der dünn besiedelten Insel im nordatlantischen Ozean. Denn so funktionieren meine vielen Reisen nun einmal: Ich kann mich auf diese Art und Weise an jeden Ort der Welt wünschen, und mein Planschbecken „Tümpel“ ist stets mit von der Partie. Auch mein Amselkumpel Türülü begleitete mich dieses Mal.

Nachdem wir auf Island gelandet waren, blickte ich mich zunächst interessiert um. Die Landschaft war rau, es gab wenig bis gar keinen Wald, dafür aber Gletscher, Vulkane und Seen. Und Steine. Grüngraues Trollland. Türülü flog zu einem Felsen und wollte sich dort niederlassen, als plötzlich eine schrille Stimme rief: „Bleib weg von dem Felsen – das ist eine Elfenwohnung!“

Während Türülü erschrocken auf meine Schulter flatterte, landete ein Papageientaucher direkt vor meinen Füßen. Der einem Clown nicht unähnliche Vogel legte den Kopf schief: „Das war knapp! Die Elfen mögen es nicht, wenn man sich auf ihr Zuhause setzt. Die können ganz schön unlustig werden!“

„Das kann ich verstehen“, meinte ich. „Ich fände es auch nicht toll, wenn jemand mein Gartenhäuschen besetzen würde. Danke, dass du uns gewarnt hast.“

„Gern geschehen. Ich heiße Lundi Kofason. Und wer seid ihr?“

Bonolino, Türülü und Lundi begrüßen sich

„Das ist Türülü und ich bin Bonolino“, stellte ich uns nun ebenfalls vor. „Aber die Elfen scheinen ja gerade nicht daheim zu sein, oder? Ich sehe auch gar keine Fenster oder Türen im Fels.“

„Die Elfen brauchen weder Fenster noch Türen, um ihre Heimstätten zu betreten. Das hält auch ungebetene Gäste fern. Sie sind gerade am See, da drüben hinter dem Hügel.“

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg dorthin, doch bevor wir angekommen waren, hörte ich ein rhythmisches Klatschen, dann ein lautes Huh! Und wieder das Klatschen und wieder ein Huh! Klatschen und Huh! wiederholten sich mehrere Male, bis ein lauter Jubel ertönte.

„Hö? Spielen die Elfen etwa Fußball?“, fragte ich Lundi. Der Papageientaucher kicherte. „Wart's ab!“

Als wir am See ankamen, bot sich uns ein überraschendes Bild: Mehrere Dutzend Elfen saßen mit großen Körben am See und wuschen ihre Wäsche. Das Wasser war sehr kalt, daher riefen sie ein lautes Huh! sobald sie ihre Hände hineintauchten und klatschten dann ihre Wäsche zum Reinigen auf die großen Steine, die sich rund um den See befanden. So ging das eine ganze Weile, bis die gesamte Wäsche gesäubert war. Als die Elfen uns erblickten, löste sich eine Gestalt aus der Gruppe und kam auf uns zu.

„Einen schönen guten Tag wünsche ich euch!“, rief ich ihr auf halbem Weg zu.

Als sie uns erreicht hatte, fragte sie mit verblüffter Miene: „Du kannst uns sehen? Bist du etwa Naddi, das Ungeheuer?“

Die Elfenkönigin und Bonolino sprechen miteinander

„Nein, ich bin Bonolino, das Nilpferd“, sagte ich freundlich und streckte ihr meine Hand zum Gruß entgegen.

„Dann seid willkommen! Ich bin die Königin des Huldufólk, des Verborgenen Volks. Da du uns sehen kannst, bist du wohl auch ein mythisches Wesen?“

Türülü lachte: „Tatsächlich ist er ziemlich real. Er ist nur sagenhaft hilfsbereit und hat einen legendären Appetit.“ Huh! Ha! Sehr witzig.

Daraufhin luden uns die Elfen zu einem Festmahl am See ein. Ich füllte mein Planschbecken zur einen Hälfte mit kaltem Seewasser, zur anderen mit Wasser aus einer heißen Quelle – die auf Island zahlreich vorhanden sind – so dass es eine behagliche Wärme hatte. So ließ es sich aushalten! Leckeres Essen, angenehme Temperaturen. Herz, was willst du mehr? Schnell neigte sich mein Urlaub seinem Ende zu, und wir mussten uns von Lundi Kofason und den Elfen verabschieden.

Zu Hause angekommen, wollten MauMau und Knabber alles von unseren Erlebnissen erfahren.

„Wir waren beim Huh!Volk“, krähte Türülü.

„Huldufólk“, korrigierte ich den kleinen Spaßvogel.

„Ist doch egal! Jedenfalls haben die isländischen Elfen den Fußball erfunden – von ihnen stammt nämlich auch der Elfmeter! Und deshalb klatschen und huhen die isländischen Zuschauer vor jedem Fußballspiel. Das haben die sich von den Elfen abgeguckt!“

„Aber die Menschen können die Elfen doch gar nicht sehen. Also können sie sich auch nichts abgeguckt haben“, wandte ich ein.

MauMau lachte: „Dann haben sie es sich halt abgehört.“


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