Bonolino und das VogelDorado

Endlich Herbst! Tatsächlich ist er meine liebste Jahreszeit, denn das Licht ist golden und weich, das Laub leuchtet in den schönsten Farben und allenthalben findet man Kastanien auf dem Boden, mit denen sich lustige Tierchen basteln lassen.

Mein Kumpel, die Amsel Türülü, war da etwas anderer Ansicht, denn auf den Herbst folgt der Winter mit unerbittlicher Kälte und Nahrungsmangel. Harte Zeiten für Wildtiere. Nachdenklich betrachtete ich die bunt gefärbten Blätter auf meiner Wiese und beschloss, den Piepmätzen „unter die Flügel zu greifen“. Auf den Internetseiten eines Naturschutzbundes informierte ich mich darüber, wie man Gartenvögeln am besten helfen kann und dann machte ich mich ans Werk. Zuerst stellte ich ein großes Futterhäuschen auf und bestückte es mit geschälten Sonnenblumenkernen.

„Und was ist mit Rosinen und Äpfeln?“, rief Türülü. „Trauben mag ich übrigens auch sehr gerne!“ Seufzend verteilte ich Apfelhälften rund um den Fuß des Häuschens, legte außerdem Rosinen hinein und instruierte unsere Freundin, die Katze MauMau, ihre Verwandtschaft von der Wiese fernzuhalten. Dann noch eine Terrakottaschale mit frischem Wasser auf den Boden daneben. Zufrieden begutachtete ich mein Werk. Plötzlich erklang ein Schwirren in der Luft und sämtliche Singvögel der Umgebung landeten auf dem Baum neben dem Futterhäuschen.

„Wo ist das Weich- und Fettfutter?“, riefen die Rotkehlchen, Heckenbraunellen und Zaunkönige. „Aber nicht ins Häuschen, sondern auf einen Futtertisch, bitte!“

„Und feine Samen für uns kleine Vögel“, piepste ein Wintergoldhähnchen.

„Hier fehlen noch Futterspender mit geschälten rohen Erdnüssen“, zwitscherten die Meisen. Meine Güte! Ich hätte wohl vorher eine Essenswunschliste rumschicken sollen! Aber was tut man nicht alles. Mit den vielen Erdnuss- und Körnerspendern, Energiekuchen und Meisenknödeln sah die Buche nun fast wie ein Weihnachtsbaum aus.

Mit aller Futterspendern bestückter Baum

„Seid Ihr nun endlich alle zufrieden?“, rief ich schließlich in die Runde. „Jaaaaaaaa!“, jubelten die Vögel. „Und ich erst!“, grinste das Eichhörnchen Knabber und sprang in das Futterhäuschen.

„Raus da, Knabber! Das ist nicht für dich!“ Ich schnappte mir den kleinen Nager und setzte ihn auf den Boden.

„Soll ich etwa verhungern?“, rief er mit weinerlicher Stimme und schob die Unterlippe vor.

„Aber nein. Für dich habe ich etwas Besonderes vorbereitet“, antwortete ich und zeigte auf einen Eichhörnchen-Nussspender, den ich am Baumstamm angebracht hatte. Knabber strahlte und sprang sofort auf die kleine Plattform. „Außerdem futterst du ja sowieso die meiste Zeit in meinem Gartenhäuschen.“

„Apropos Gartenhäuschen“, Anton die Kohlmeise räusperte sich. „Könntest du uns vielleicht auch ein paar Nistkästen aufhängen?“ Ich schaute den kleinen Kerl verblüfft an. „Aber jetzt ist doch gar keine Brutzeit – erst wieder im Frühjahr! Oder irre ich mich?“

„Nein, aber wenn es im Winter sehr kalt wird, übernachten wir gerne in den Häuschen. Das schützt uns gegen die Kälte und ist auch sicherer.“ Huh! Wer hätte das gedacht? Da ich den Kleinen ja unbedingt helfen wollte, baute ich nach Anleitung zahlreiche Nistkästen und hängte sie mit dem Einflugloch in Richtung Südosten auf. Weil Wind und Regen meistens aus Westen kommen und die Häuschen ansonsten innen nass würden, erklärte mir Anton. Aber in der prallen Sonne sollten sie im Sommer auch nicht hängen, damit es dem Nachwuchs nicht zu heiß würde.

Nach getaner Arbeit sah meine Wiese wie ein Vogeldorf aus. Kostenlose Kost und Logis für meine Freunde – das reinste Paradies! Neben den genannten entdeckte ich Spatzen, Tannen-, Blau-, Sumpf- und Schwanzmeisen, Kernbeißer, Grünfinken, Erlenzeisige, Goldammern, Girlitze, Gimpel, Stieglitze und viele andere Arten, die sich glücklich um das VogelDorado drängten. Nun kann auch der Winter kommen!

Ein kleiner Vogel schaut aus einem Vogelhäuschen


Weblinks: Wikipedia


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