Bonolino und Jiiha!
Feierabend! Nach einem aufregenden Arbeitstag setzte ich mir meinen alten Cowboy-Hut auf, machte es mir vor dem Fernseher bequem und freute mich auf den angekündigten Western: Indianer und Cowboys, die sich gegenseitig durch die Prärie jagen, um anschließend gemeinsam die Friedenspfeife zu rauchen. Großartig!
Den Western hatte ich schon ein paar Mal gesehen, daher wusste ich Bescheid. Nach einer halben Stunde, ich fieberte gerade mit einem Indianer auf dem Kriegspfad, erschienen plötzlich Rauchzeichen auf dem Bildschirm. Moment mal! Die kamen in dem Film doch gar nicht vor … Ich kniff die Augen zusammen und versuchte die aufsteigenden Wölkchen zu entziffern: B-O-N-O-L-I-N-O-O-O! Der Western rief nach mir? Huh! Also auf nach Amerika!
Ich landete mitten in der Prärie – von Cowboys und Indianern keine Spur! Im Gras saßen ein Büffel, ein wolfsähnlicher Hund und ein Fellknäuel, das aussah wie ein Murmeltier.
„Howdy, Bonolino! Ich heiße Yuma“, begrüßte mich der Büffel. „Mein Kumpel Akai und ich haben einen kleinen Präriehund gefunden. Er muss sich verlaufen haben – kannst du vielleicht sein Zuhause ausfindig machen?“
Verdutzt musterte ich den Hund. „Sooo klein kommt er mir gar nicht vor …“
„Ich bin ein Kojote“, brummte Akai. „Der Kleine hier ist der Präriehund – er kann sogar ein bisschen bellen.“
„Aha. Soso“, stotterte ich und lief rot an. Herrje! Wer hätte aber auch ahnen können, dass Präriehunde wie Murmeltiere aussehen?“
Ich beugte mich zu dem Murmel… äh … Präriehund hinunter: „Ja, wer bist du denn, hmm?“
Der Kleine zog das Näschen kraus und gab merkwürdige Geräusche von sich. „Jiiha!“
Hö? War Jiiha sein Name? Oder hatte er gerade gebellt? Für mich klang das eher nach einem hungrigen Spatzenkind mit Schluckauf. Hmmm. Ratlos kratzte ich meinen Kopf. Dann besann ich mich auf meine herausragenden Fertigkeiten als Fährtenleser (angeeignet durch häufiges Westerngucken), packte Jiiha unter den Arm und marschierte los.
„Man nennt mich auch Medizinmann der den richtigen Weg kennt. Ich bringe ihn dann mal heim“, rief ich dem Büffel und dem Kojoten zum Abschied leutselig zu.
Die Augen dicht auf den Boden geheftet, begann ich meine Suche nach Spuren, die mich zu Jiihas Familie führen würden. Unter uns gesagt, konnte ich nichts erkennen, und so folgte ich meinem bloßen Bauchgefühl. Wir kamen gut voran – das spürte ich an meinen schmerzenden Füßen! Bald mussten wir da sein! Hinter dem nächsten Gestrüpp erwarteten uns gewiss … äh … Yuma und Akai? Ups! Die beiden saßen noch genau an der Stelle, an der wir sie zurückgelassen hatten. Jiiha und ich waren im Kreis gelaufen!
„Hat Medizinmann der den richtigen Weg kennt den Weg verloren?“, witzelte der Büffel.
Bevor ich ihm eine passende Antwort geben konnte, kam ein Langohr des Weges gehoppelt.
„Hier steckst du also! Deine Familie sucht dich überall“, rief er Jiiha vorwurfsvoll zu. Dann wandte er sich an uns: „Ich bin Yippie Yaya, ein Präriehase aus der Nachbarschaft. Ich werde den Kleinen nach Hause bringen.“
Puh! Jetzt war ich aber erleichtert. Guter Hase! Aber war er denn wirklich einer? In diesem Land schien alles möglich: Ein Präriehund war eigentlich ein Erdhörnchen. Das hatte ich während der Spurensuche in meinem Reiseführer nachgelesen. Und ein Präriehase? Ich beschloss, ihn einfach zu fragen.
„Natürlich bin ich ein Hase“, entgegnete Yippie Yaya. „Das erkennt man doch schon am Namen!“ Sprach’s und hoppelte mit Jiiha in den Sonnenuntergang.